Wie gefühlsstarke Kinder die Welt wahrnehmen und den Alltag ihrer Eltern auf den Kopf stellen.
Vielleicht kannst du dich noch daran erinnern als du schwanger warst? Voller Vorfreude und Erwartung als werdende Eltern. Und dann war euer kleines Wunder endlich auf der Welt aber ihr habt schnell bemerkt das euer Alltag irgendwie anders ist als der der meisten Eltern. Euer Kind war von Anfang an fordernder, lauter, brauchte viel mehr Nähe und hat nie endende Energiereserven.
Anders aber gut
Du spürst das dein Kind all seine Gefühle intensiver wahrnimmt, egal ob heftige Wut oder überschwängliche Freude. Dein Kind ist sehr schnell überreizt und du oft völlig erschöpft.
Gefühlsstarke Kinder empfinden alle Emotionen überdurchschnittlich intensiv. Fragst du dich vielleicht auch manchmal was mit deinem Kind nicht stimmt? Keine Sorge, Gefühlsstärke ist weder eine Störung noch eine Krankheit. Dein Kind hat lediglich ein starkes Temperament. Und das ist zum größten Teil auch Veranlagung. In gefühlsstarken Kindern steckt aber auch soviel Potenzial. Es lohnt sich also genauer hinzuschauen.
Gefühlsstärke als Herausforderung im Alltag?
Für Eltern kann so ein Alltag mit einem gefühlsstarken Kind eine ziemliche Herausforderung sein. Von himmel hoch jauchzend zu tode betrübt, das zu begleiten erfordert von Eltern besonders viel Verständnis. Ein Perspektivwechsel und ein wertschätzender Blick auf das Kind ist bei gefühlsstarken Kindern umso wichtiger. Dadurch können wir soviel von ihnen lernen. Gefühlsstarke Kinder sind häufig besonders kreativ, ausdauernd und überdurchschnittlich sensibel. Sie sind nachdenklich, manchmal sogar philosophisch und entdecken Details die anderen verborgen bleiben.
Alles eine Frage der Erziehung?
Tatsächlich hat Gefühlsstärke nichts mit Erziehung zu tun. Gefühlsstarke Kinder kommen demnach schon so auf die Welt. Das diese Kinder die Welt anders wahrnehmen hat in erster Linie mit ihrem Gehirn zu tun. Der Grund, die Amygdala (quasi der Gehirndetektor) ist bei diesen Kindern besonders ausgeprägt. Was dazu führt das sie intensiver wahrnehmen und teilweise heftige Emotionen erleben. Gleichzeitig sind sie aber auch schnell überreizt und brauchen viel Begleitung um wieder zur Ruhe zu kommen. Natürlich spielt die Erziehung dabei auch eine wichtige Rolle. Durch Erziehung können Eltern das Temperament und die Gefühlsstärke ihres Kindes sowohl positv (durch eine zugewandte Erziehung) oder auch negativ (durch Strafen) beeinflussen. Um ein gefühlsstarkes Kind begleiten zu können brauchen Eltern zunächst die Fähigkeit sich selbst zu regulieren. Selbstfürsorge ist für Eltern von einem gefühlsstarken Kind der Schlüssel um seinem Kind emotionale Sicherheit bieten zu können.
Große Gefühle begleiten und sich dabei selbst nicht vergessen
Dein Kind scheint täglich eine Achterbahn der Gefühle zu fahren und du stehst mittendrin? Wichtig ist das dein Kind alle Gefühle ausdrücken darf, sei es Wut, Trauer, Angst oder Freude. Sie brauchen Eltern die sie in ihrer Selbstregulation unterstützen und ihnen Wege und Strategien zeigen um mit ihren starken Gefühlen umgehen zu können. Um das begleiten zu können müssen wir zunächst einmal auf uns selbst schauen. Das bedeutet sich zu fragen welche Situationen bzw. welches Verhalten meines Kindes besonders triggert. Oder gibt es besondere Situationen (vielleicht ist es auch tagesabhängig) die mich vermehrt herausfordern? Selbstregulation ist die Grundvoraussetzung dafür. Nur wie können wir diese auch erfüllen? Hier ein paar Strategien und Ideen für deine Selbstfürsorge:
Pausen einbauen - schaffe dir bewusst Momente der Ruhe. In dieser Zeit sind Handy und Co. tabu.
Hilfe annehmen - und auch um Hilfe bitten ist kein Versagen. Ein unterstützendes Netzwerk kann hilfreich sein.
Abwechseln - teile dir die Verantwortung mit dem Partner.
Lieferdienste - nutze diese Möglichkeit, gerade in der Anfangszeit.
Ansprüche reduzieren - der Haushalt darf auch mal liegen bleiben.
Und zu guter Letzt, den Druck raus nehmen ist ganz entscheidend. Nehme das Temperament deines Kindes so an wie es ist. Oder wie Nora Imlau in ihrem Buch "Soviel Freude, soviel Wut" beschreibt ist die "radikale Akzeptanz". Starke Gefühle bei Kindern zu begleiten ist ein Prozess und geht auch nicht von heute auf morgen.
Und wenn das Bedürfnis nicht ersichtlich ist?
Der erste Schritt ist es zu verstehen welches Bedürfnis hinter dem Verhalten stecken könnte. Nicht immer können wir das Bedürnis sofort erkennen und erfüllen. Das ist auch gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist es sein Kind in seiner Emotion zu sehen und sich zu fragen was es gerade braucht. Denn für dein Kind hat sein Verhalten immer einen Grund.
Und nicht immer steckt automatisch Wut und Frust hinter einem starken Gefühlssturm.
Statt dich zu fragen "warum macht mein Kind das jetzt (schon wieder)" , frage dich lieber "was braucht mein Kind gerade?"
Möchtest auch du dein gefühlsstarkes Kleinkind besser verstehen und begleiten ? Dann komm in meinen online live Workshop am:
29.11.2024 um 10:00 Uhr
Weitere Informationen findest du hier auf meiner Webseite unter:
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