Anforderungen und Übergänge erkennen und begleiten
- Nicole Löffler
- 4. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Mai
Warum der Alltag für gefühlsstarke Kinder oft zu viel ist

Es ist 18:30 Uhr. Du willst gerade das Abendritual starten. „Komm, wir gehen ins Bad“, sagst du sanft. Doch dein Kind reagiert nicht. Es sitzt vertieft im Spiel, ganz versunken, fast wie in einer anderen Welt. Du versuchst es noch einmal. Nichts. Beim dritten Mal reißt du es aus seinem Spiel – und alles explodiert. Tränen, Wut, Geschrei. Der friedliche Abend? Plötzlich ein Pulverfass.
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Warum kleine Übergänge für Kinder große Herausforderungen sind
Kommt dir das bekannt vor?
Dann bist du nicht allein. Gerade gefühlsstarke Kinder reagieren besonders intensiv auf scheinbar alltägliche Dinge – besonders dann, wenn Anforderungen und Übergänge sich häufen. Doch warum ist das so? Und wie kannst du als Mama (oder Papa) dein Kind liebevoll begleiten, ohne dabei selbst unterzugehen?
Wie du Anforderungen im Alltag erkennst und reduzieren kannst
Anforderungen sind all die Dinge, die wir – bewusst oder unbewusst – im Laufe des Tages von unseren Kindern erwarten.
Manche davon sind offensichtlich:
„Zieh dich an.“
„Komm, wir müssen los.“
„Sag bitte Danke.“
„Räum dein Spielzeug weg.“
Andere sind viel subtiler.
Das Aushalten von Lautstärke in der Kita.
Der Verzicht auf ein zweites Eis.
Das lange Warten im Supermarkt.
Auch Übergänge zählen dazu. Sie fordern vom Kind, sein aktuelles Bedürfnis (Spielen, Ausruhen, Träumen) zugunsten eines anderen Zieles zu unterbrechen. Das braucht viel Kraft – vor allem für Kinder, die innerlich viel mehr wahrnehmen als andere.
Warum gefühlsstarke Kinder besonders sensibel auf Anforderungen reagieren
Gefühlsstarke Kinder spüren intensiver. Ihre Welt ist oft lauter, bunter, schneller – sie nehmen Stimmungen auf wie ein Schwamm. Was für andere Kinder ein kleiner Stolperstein ist, kann für sie ein ganzer Berg sein.
Dazu kommt:
Sie haben ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung.
Sie spüren Ungerechtigkeit sofort – auch unausgesprochene.
Ihre Reizverarbeitung ist oft schneller überfordert.
Sie brauchen viel Sicherheit und Vorhersehbarkeit.
Stell dir vor, jedes Mal, wenn dein Kind eine Anforderung erfüllt – also kooperiert – legt es innerlich einen Bauklotz in seinen Rucksack. Für ein gefühlsstarkes Kind wird dieser Rucksack schon am Vormittag ganz schön schwer. Und dann wundern wir uns, warum es beim Abholen in der Kita in Tränen ausbricht, obwohl „doch gar nichts passiert ist“.
Übergänge achtsam begleiten - mit Verbindung statt Druck
Viele Eltern unterschätzen, wie herausfordernd Übergänge für Kinder sein können – besonders für die gefühlsstarken.
Ein paar Beispiele:
Vom Spielen ins Bad – Das Kind ist ins Spiel vertieft und lebt im Hier und Jetzt.
Vom Sofa in die Schuhe – Der Wechsel vom Entspannen in die Aktivität fällt schwer.
Von der Kita nach Hause – Nach stundenlangem „Funktionieren“ kommt der emotionale Rückstau.
Vom Essen ins Bett – Noch nicht fertig mit Erzählen, und schon soll Ruhe einkehren?
Übergänge bedeuten: Ich lasse etwas zurück, was mir gerade wichtig ist. Und das, bevor ich innerlich bereit dazu bin.
Wie du Anforderungen im Alltag erkennst und reduzieren kannst
Der Alltag mit einem gefühlsstarken Kind muss kein ständiges Kämpfen sein. Wenn du verstehst, was dein Kind gerade leisten muss, kannst du mitfühlend reagieren – und viele Konflikte vorbeugen.
Hier kommen ein paar Impulse, die du sofort umsetzen kannst:
1. Weniger ist mehr
Frage dich im Alltag öfter: Ist das jetzt wirklich nötig? Nicht jede Anforderung muss sofort erfüllt werden. Vielleicht kann das Spielzeug auch später aufgeräumt werden – oder der Schlafanzug erst nach dem Zähneputzen kommen.
2. Übergänge ankündigen
Gefühlsstarke Kinder brauchen Zeit, sich innerlich auf Neues einzustellen. Beispiel: „In fünf Minuten gehen wir ins Bad. Du kannst noch zu Ende bauen.“
3. Verbindung statt Befehl
Bevor du etwas von deinem Kind willst, geh in Beziehung. Ein kurzer Blick, ein liebevoller Kommentar: „Wow, das hast du toll gebaut!“ – und dann erst: „Ich begleite dich jetzt ins Bad.“
4. Rituale schaffen
Kleine Rituale geben Sicherheit. Z. B. beim Heimkommen: erst Schuhe ausziehen, dann auf den Schoß kuscheln und gemeinsam den Tag „abstreifen“. Oder beim Zubettgehen: immer in derselben Reihenfolge – das beruhigt.
5. Das Kind ernst nehmen
Wenn dein Kind sich weigert, mitzukommen oder laut protestiert, ist das kein Trotz. Es ist ein Zeichen: Ich kann gerade nicht mehr kooperieren. Dann hilft:
Tief durchatmen
In Kontakt bleiben
Emotionen begleiten statt kontrollieren
Wenn du dein Kind darin unterstützt, sich selbst besser zu spüren, wird es nach und nach auch Übergänge leichter meistern.
Dein Alltag darf leichter werden - für dich und dein Kind
Vielleicht denkst du jetzt: Ja, aber wie soll ich das alles in meinen stressigen Alltag einbauen? Du bist nicht allein. Und du musst nicht perfekt sein. Es reicht, wenn du dein Kind verstehst – und einen Schritt nach dem anderen gehst.
Wenn du das Gefühl hast, dein Kind „tickt anders“, wenn du täglich mit Wut, Tränen oder starker Ablehnung kämpfst, dann lohnt sich ein Blick hinter das Verhalten.
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